(c) Stephan Balkenhol, Linolschnitt 2009
Eine Ausstellung mit Arbeiten des Holzbildhauer-Titanen Balkenhol ist immer ein wenig wie ein Wiedersehen mit guten Freunden, die daraus resultierende Erwartungshaltung jedoch wird mit ebensolcher Regelmäßigkeit durch Überraschendes unterlaufen:
Bei Schöttle zeigt Stephan Balkenhol außer seinem bekannten, in sich gekehrten Personal farbig gefasster Holz-Figurinen (ganze Völker muss er bereits produziert haben) und Porträt-Reliefs zwei seiner sonst meist naturalistischen Proportionierung widersprechende Arbeiten. Auf einem zur Doppelkugel gedrechselten Korpus sitzt ein typischer stumm-sprechender Balkenhol-Kopf, die „Schneefrau“ ganz dunkel aus ungefasstem Ebenholz, die Drechselspuren deutlich sichtbar, ihr Pendant „Weihnachtsmann“ formal und farbig reicher, zum Teil grell vergoldet und mit noch skulpturalerem Unterbau. Assoziationen an Spielzeug wie z.B. Stehaufmännchen oder an die unvermittelt einem Ornament entwachsenden Köpfe einer nördlichen Renaissance drängen sich auf. Für mich die Highlights der Ausstellung, deren gleichermaßen selbsterklärende wie unverständlichste Arbeit sich im ersten Stock der Galerie befindet: Eine Bodenarbeit als großdimensioniertes Kippbild, dessen rotgefärbte Fächerstruktur je nach Betrachterstandort einen weiblichen oder männlichen Akt im flachen Relief zeigt. Der irritierenden und deshalb interessanten grafisch-malerischen Auffassung von Material und Technik steht der (sattsam bekannte) Effekt etwas im Wege.
Stephan Balkenhol
Galerie Rüdiger Schöttle
09. Dezember 09 bis 30. Januar 2010