Stern, schwarzgrundig

„Hier Stern, ich arbeite seit 2014 schwarzgrundig.“ Bis zur heutigen Mailbox-Nachricht hatte ich lange nichts gehört von der Münchner Grand Dame des linearen Minimalismus, jetzt stellt Adjeldende Stern ihre Malerei im Rahmen der Offenen Ateliers art25. in der ungewöhnlichen Münchner Künstlerkolonie Botanikum aus.

Vernissage ist am Freitag, dem 30. Juni von 19:00 bis 24:00 Uhr, die Ateliers sind ebenfalls am darauffolgenden Wochenende von 12:00 bis 20:00 geöffnet.  Mehr Infos zum Programm gibt es hier:

 

 

Ikonen im Rotlichtbezirk: Peter Lindbergh in der Kunsthalle München

Promis, Beautiful People und allfällige Adabeis zur Eröffnung, Schlangen und Gedränge beim Booksigning: Die aus Rotterdam übernommene Peter Lindbergh-Show sorgt bei den Münchnern für Schnappatmung – passend zu den Auslagen der Luxus-Label in der Nachbarschaft der Kunsthalle. Gut, dass es am Karfreitag deutlich ruhiger in der Ausstellung zugeht (vielleicht ist Kunstfasten angesagt).

Starfotograf Lindbergh IST der Erfinder der Supermodels der Neunziger – deren Fotos in der Schau dann auch in riesigen Abzügen als Ikonen ihrer Zeit weit über das ursprüngliche Cover- oder Modestrecken-Format hinaus monumentalisiert werden. Überhaupt ist Inszenierung nicht alles, aber vieles in dieser Ausstellung: Polaroids, Kontaktbögen, Notizen und Aufzeichnungen werden in einer Atelier- bzw. Archivsituation in Stahlregalen präsentiert, mit schummrigem Rotlicht und Leinen voller Bilder wird Dunkelkammer-Flair simuliert. Das ist hübsch, aber nicht unbedingt notwendig: Lindberghs Bilder sind und bleiben weit über ihre Zeit hinaus exquisite Exempel angewandter, professioneller Fotografie, die weit mehr können als interessante Gesichter und großartige Mode inszenieren – nämlich Geschichten erzählen.

Dass er, gerade wenn er sich treu bleibt, seiner Zeit voraus ist und ein wichtiges medienkritisches Statement setzt, beweist der Meister der natürlichen Schönheit nicht zuletzt mit seiner Arbeit für den aktuellen Pirelli-Kalender: Im Zeitalter x-fach bearbeiteter, der Like-Hurerei sozialer Netzwerke unterworfener Fotografie feiert er die (nahezu) ungeschönte Eleganz und Sinnlichkeit reiferer Frauen.

In einem Interview erklärte Lindbergh 2014: „Darin sollte heute die Verantwortung der Fotografen liegen: Frauen und letztlich jedermann vom Terror des Jugend- und Perfektionswahns zu erlösen.“ Möge er gehört werden!

Kleiner Tipp für Besucher: Sehr hübsche Bilder macht übrigens auch der Fotoautomat am Ende der Ausstellung – auch von Nicht-Supermodels 😉

PETER LINDBERGH / FROM FASHION TO REALITY

Bis 27. August 2017

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

Tränen aus Glas: Spaniens Goldenes Zeitalter in der Kunsthalle München

Liegender Christus von Gregorio Férnandez, 1627

Liegender Christus von Gregorio Férnandez, 1627

Eine „Wohlfühl-Ausstellung“, wie zum Beispiel die Schau der Werke Joaquín Sorollas im Sommer 2016,  ist die aktuelle Ausstellung Spanischer Kunst der Ära Velásquez in der Kunsthalle München nicht. Es sind meisterhafte, wenn auch oftmals düstere Werke, die Künstler wie El Greco, Velázquez , Zurbarán und Murillo in einer Zeit des Niederganges des spanischen Weltreiches mit mehreren Staatspleiten im Auftrag für Könige und Kirche schufen. Unmittelbar an der Schmerzgrenze wirken die frappierend lebensecht bemalten und teilweise (über-)lebensgroßen Skulpturen von Christus, Maria und Heiligen. Diese Propagandakunst für den katholischen Glauben will durch ein Höchstmaß an Realismus bekehren und geht dabei soweit, Tränen und Blutstropfen aus echtem Glas anzubringen und die Wundmale Jesu aus Kork und Farbe wirklichkeitsgetreu zu imitieren. Fast fühlt man sich an medizinische Moulagen, Darstellungen von Körperteilen und Krankheitsbildern aus Wachs für das Medizinstudium, erinnert. Vielleicht kein Zufall, dass die anatomische Wachsbildnerei im gleichen Jahrhundert, wenn auch in Italien, aufkommt. Da jedoch, wo realistische Anatomie einfach mal beiseite gelassen wird, wie bei der Unbefleckten Empfängnis des manieristisch-expressiven Malergenies El Greco, läßt sich in dieser Ausstellung auch einfach zeitlos großartige Malerei bestaunen.

Kunsthalle München

Spaniens Goldene Zeit

Die Ära Velásquez in Malerei und Skulptur

Noch bis 26. März 2017

Susanne Pittroff räumt die Artothek ein

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  (Foto: Susanne Pittroff)

Es sind bewusst minimalistische Eingriffe, mit denen die Münchner Künstlerin Susanne Pittroff aus den eigentlich wenig aufregenden Räumen der Artothek einen subtilen Wahrnehmungsraum schafft. Seit über 20 Jahren realisiert Pittroff Installationen, Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Ihre Arbeiten bewegen sich dabei im Spannungsfeld verbaler und physischer Bedeutungsebenen, öffnen damit neue Perspektiven – immer ausgehend von der vorgefundenen Raum- und Ortssituation.

(Foto: Susanne Pittroff)

Susanne Pittroff

einräumen

Artothek & Bildersaal

Eröffnung am Freitag 28.3.2014,19 Uhr

Einführung: Dagmar Schott, Kunsthistorikerin

Dauer der Ausstellung:
29.3.2014 – 3.5.2014

Artothek & Bildersaal

Kunstverleih und Ausstellungsraum Rosental 16

EIN KUNSTRAUM DER STADT MÜNCHEN

 

 

Ganz schwerer Stoff: Matthew Barney im Haus der Kunst

Matthew Barney 1

(Bild: Enwezor und Barney vor gefühlt 1.000 Zuschauern im Haus der Kunst)

Irgendwie ist man überrascht, wie leise und nachdenklich Matthew Barney im Künstlergespräch mit HdK Chef Okwui Enwezor wirkt. Denn Barney ist auch der Künstler der Riesenformate, der tonnenschweren Objekte und ausufernden Filmfantasien (Cremaster Zyklus). Für die in einigen Bereichen geradezu monströs wirkende Schau im Haus der Kunst musste eigens ein Raum angebaut werden, um einen Teil des 25 Tonnen Eisengusses der Skulpur Djed unterzubringen.

Im Gespräch macht Barney sehr analytisch und überlegt klar, wie sich die Skulpturen aus den Motiven seines über 7 Jahre entstandenen Mega-Filmopus RIVER OF FUNDAMENT und den Performances ableiten, wie die  Zeichnungen aus den Skulpturen – eine Filterprozess der Ideen, beim dem nichts verlorengeht aus der Norman Mailer – Detroit – Altägypten Privatmythologie des Matthew Barney.

matthew barney 2

Was jetzt im Haus der Kunst zu sehen ist, ist schlichtweg grandios, aber wahrscheinlich auch nur im Zusammenhang mit dem Film ganz zu verstehen, wenn überhaupt. Dieser wird heute in einer ausverkauften Premiere in der Münchner Oper gezeigt – und soll im April im Haus der Kunst zu sehen sein. Dranbleiben, der Termin steht noch nicht fest!

MATTHEW BARNEY: RIVER OF FUNDAMENT

Vom 16. März bis 17. August im Haus der Kunst

(Fotos: Dagmar Schott)